Wir sollten jeden Moment im Hier und Jetzt bewusst genießen

„Und, was hat der Camino dir mit auf den Weg gegeben?“

Mein koreanischer Pilgerbruder Simon Mun hält für einen kleinen Moment inne und lächelt mich an. Sein Lächeln und seine positive Aura sind noch genauso, wie ich sie in Erinnerung habe. Fast genau fünf Jahre ist unsere letzte Begegnung her. In Santiago de Compostela hatten wir uns verabschiedet und gehofft, dass wir uns irgendwann wiedersehen dürfen. Heute ist es soweit, ganz unverhofft. Auf dem Römerberg in Frankfurt sitzen wir in einem kleinen Restaurant und können es beide nicht fassen, dass dieser Augenblick wirklich real ist.

„Weißt du, Michael, ich habe mein ganzes Leben versucht, ein reflektierter Mensch zu sein. Dinge zu hinterfragen, von verschiedenen Seiten zu betrachten. Aber was mir auf dem Camino wirklich noch einmal sehr bewusst geworden ist – wir sollten jeden Moment im Hier und Jetzt bewusst genießen. Einfach den Moment leben und am besten genießen.“

Simon hat so recht, niemand von uns weiß, was morgen kommen wird. „Auf Wiedersehen“ ist immer nur ein frommer Wunsch. Und trotzdem ist es umso schöner, wenn sich dieser Wunsch erfüllt. So wie heute, unverhofft in Frankfurt. Simon hat einen Tag in dieser Stadt, ein kleiner Zwischenstopp, bevor es morgen für ihn mit dem Flugzeug weitergeht und er mit seiner Frau sieben Tage durch England reisen wird. Für mich geht es nach dem gemeinsamen Mittagessen zurück ins Saarland. Aber wir haben diese Zeit für uns, unterhalten uns über die gemeinsamen Abenteuer, über die Geschichten unserer Pilgerschwestern und -brüder. Und hoffen darauf, dass wir uns irgendwann vielleicht wiedersehen werden. Das nächste Mal vielleicht in Seoul oder ganz woanders, wer weiß das schon. Zuerst sind wir aber einfach nur dankbar für das Heute. Und: Wir genießen den Moment!

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